Vergewaltigung: Was ist das?
Vergewaltigung ist eine besonders schlimme Form
von sexueller Gewalt.
Vergewaltigung ist das Eindringen in den Körper von
einer Frau gegen den Willen der Frau.
Eindringen heißt:
Der Frau etwas mit Gewalt in den Körper stecken:
den Penis
den Finger
oder einen Gegenstand.
Dieses Eindringen kann in die Scheide sein.
Oder in den Po.
Oder in den Mund.
Eine Vergewaltigung ist für jede Frau eine schlimme Verletzung.
Eine andere Person zwingt der Frau mit Gewalt den Willen auf.
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Wie erlebt eine Frau die Tat?
Die meisten Frauen fühlen bei einer Vergewaltigung Ekel
und ganz schlimme Angst.
In so einer schlimmen Lage gibt es kein richtiges
oder falsches Verhalten.
Die Frauen haben oft Todes-Angst.
Manche Frauen sind dann ganz steif und still.
Sie warten ab, bis es vorbei ist.
Andere Frauen wehren sich.
Körperlich und mit Worten.
Wieder andere Frauen tun so, als ob sie mitmachen.
Damit ihnen nicht noch Schlimmeres passiert.
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Die Anzeige
Soll ich anzeigen?
Die Entscheidung ist für alle Frauen schwierig:
Sollen sie den Täter bei einer Vergewaltigung anzeigen?
Dann wird der Täter vielleicht bestraft.
Dann kann er anderen Frauen nichts mehr tun.
Aber eine Anzeige ist für die Frau auch sehr schwer.
Sie hat vielleicht Angst vor dem Gerichts-Verfahren.
Wenn sie vor fremden Menschen über die Vergewaltigung erzählen muss.
Sie hat vielleicht auch Angst vor dem Täter.
Die Entscheidung muss immer der Frau überlassen werden.
Nur sie kann entscheiden: Traut sie sich das zu.
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Hilfe und Beratung
Eine gute Beratung kann Ihnen bei der Entscheidung helfen.
Sie können zu uns kommen.
Wir beraten Sie.
Wir erklären Ihnen, was bei einer Anzeige geschieht.
Und was bei einem Gerichts-Verfahren geschieht.
Wir kommen auch mit zur Polizei oder zu Untersuchungen.
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Die Anwältin
Bei einer Vergewaltigung darf sich jede Frau einen
Anwalt oder eine Anwältin suchen.
Das Geld für den Anwalt oder die Anwältin bezahlt der Staat.
Der Anwalt oder die Anwältin unterstützt die Frau beim Prozess.
Und bei den Gesprächen bei der Polizei.
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So läuft die Anzeige ab
Sie gehen zur Polizei.
Dort müssen Sie eine Aussage machen.
Sie müssen ganz genau erzählen, was passiert ist.
Vielleicht wollen Sie nicht mit einem Mann darüber sprechen.
Dann können Sie das sagen.
Sie können die Aussage bei einer Frau machen. Bei einer Polizistin.
Sie dürfen einen Anwalt oder eine Anwältin mitnehmen.
Der Anwalt oder die Anwältin kann sie bei der Anzeige unterstützen.
Sie dürfen auch eine Vertrauens-Person mitnehmen.
Zum Beispiel eine Freundin oder eine Beraterin.
Die Polizei schreibt ganz genau auf, was Sie sagen.
Nach der Anzeige bekommen Sie ein Protokoll.
In dem Protokoll steht, was die Polizei aufgeschrieben hat.
Sie müssen sich das Protokoll ganz genau durchlesen.
Oder vorlesen lassen.
Vielleicht hat die Polizei etwas falsch aufgeschrieben.
Dann müssen sie es sagen.
Dann verbessert die Polizistin das Protokoll.
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Die medizinische Untersuchung
Lassen Sie sich nach einer Vergewaltigung unbedingt untersuchen.
Vielleicht haben Sie Verletzungen.
Der Arzt oder die Ärztin behandelt Ihre Verletzungen.
Die medizinische Untersuchung ist aber auch wichtig als Beweis.
Wenn Sie den Täter anzeigen wollen.
Vielleicht fällt es Ihnen schwer zu einem Arzt oder einer Ärztin zu gehen.
Sie können aber eine Vertrauens-Person mitbringen.
Zum Beispiel eine Freundin oder eine Beraterin.
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Ärzte und Ärztinnen haben Schweige-Pflicht.
Das heißt: Die Ärztin oder der Arzt darf nichts weitersagen.
Sie entscheiden selbst: Was machen Sie mit den Beweisen.
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Vielleicht wollen Sie den Täter anzeigen.
Dann ist die medizinische Untersuchung sehr wichtig.
Die Untersuchung ist dann ein Beweis.
Sie müssen genau erzählen:
Wie ist die Vergewaltigung passiert?
Der Arzt oder die Ärztin muss alle Verletzungen genau aufschreiben.
Selbst ganz kleine Verletzungen.
Der Arzt oder die Ärztin muss genaue Regeln für die Untersuchung einhalten.
Damit die Untersuchung wirklich als Beweis gilt.
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Die Ärzte und Ärztinnen in der Frauenklinik wissen, wie die Regeln sind.
Die Adresse der Frauenklinik in Stuttgart ist:
Klinikum Stuttgart – Krankenhaus Bad Cannstatt
Prießnitzweg 24
70374 Stuttgart
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Vielleicht haben Sie nach der Vergewaltigung
Angst vor einer Schwangerschaft.
Dann gibt es die Pille danach.
Die Pille danach verhindert, dass Sie schwanger werden.
Aber Sie müssen die Pille danach so schnell wie möglich nehmen.
Spätestens 2 bis 3 Tage nach der Vergewaltigung.
Es gibt auch die Spirale danach.
Auch sie hilft, damit Sie nicht schwanger werden.
Die Spirale danach kann bis 5 Tage nach der
Vergewaltigung eingesetzt werden.
Frühestens 2 Wochen nach der Vergewaltigung können Sie
einen Schwangerschafts-Test machen.
Wenn Sie schwanger sind, können Sie das Kind abtreiben lassen.
Sie müssen das Kind nicht bekommen,
wenn es von der Vergewaltigung kommt.
Das geht bis zum 3. Monat der Schwangerschaft.
Die Kranken-Kassen bezahlt die Abtreibung.
Bei der medizinischen Untersuchung sollten Sie auch prüfen lassen:
Haben Sie sich bei der Vergewaltigung mit einer Krankheit angesteckt?
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Vorurteile und Lügen über Vergewaltigung
Bei Vergewaltigungen wird oft der Frau Schuld gegeben.
Es gibt viele Vorurteile und Lügen über Vergewaltigung.
Das ist besonders schlimm.
Denn dann trauen sich viele Frauen nicht, die Vergewaltigung anzuzeigen.
Und den Tätern wird Mut gemacht. Weil sie keine Strafe bekommen.
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Wir haben einige Vorurteile und Lügen aufgeschrieben.
Vorurteil: "Nur junge und hübsche Frauen werden vergewaltigt.
Oder Frauen, die enge und kurze Röcke tragen."
Das stimmt nicht!
Jedes Mädchen und jede Frau kann vergewaltigt werden.
Egal wie alt sie ist.
Egal wie sie aussieht.
Egal was die Frau anhat.
Egal ob sie aus Deutschland kommt.
Oder aus einem anderen Land.
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Vorurteil: "Wenn eine Frau wirklich vergewaltigt wurde,
dann sieht man ihr das an. Sie ist ganz aufgeregt und erzählt sofort darüber."
Das stimmt nicht!
Jede Frau verhält sich anders nach einer Vergewaltigung.
Manche sind verzweifelt und aufgeregt.
Andere Frauen sehen ganz ruhig aus.
Wieder andere Frauen sind wütend.
Es gibt kein richtiges Verhalten nach einer Vergewaltigung.
Nur wenige Frauen reden über die Vergewaltigung.
Die meisten Frauen schämen sich und haben Angst.
Deshalb erzählen sie niemandem, was passiert ist.
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Vorurteil: "Viele Frauen denken sich eine Vergewaltigung einfach aus.
Weil sie den Männern schaden wollen."
Das stimmt nicht!
Die Polizei sagt:
Es gibt nur ganz wenige falsche Anzeigen wegen Vergewaltigung.
Oft ist es das Gegenteil:
Die Frauen zeigen eine Vergewaltigung nicht an.
Weil sie Angst haben. Und weil sie sich schämen.
Wenn die Frau den Täter gut kennt, dann zeigt sie ihn fast nie an.
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Vorurteil: "Vergewaltigungen passieren meistens nachts im Park
oder auf dunklen Straßen. Die Täter sind meistens fremde Männer."
Das stimmt nicht!
Die meisten Vergewaltigungen passieren in der Familie.
Oder durch Bekannte.
Der Täter ist oft der Ehe-Mann oder der Freund.
Oder jemand aus der Familie.
Oder jemand anderes, den die Frau gut kennt.
Vergewaltigungen können zu jeder Uhr-Zeit passieren.
Oft ist die Vergewaltigung auch vorher geplant.
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Vorurteil: "Die Täter sind oft krank oder gestört."
Das stimmt nicht!
Die meisten Täter bei einer Vergewaltigung sind ganz normale Männer.
Oft wollen die Männer bei einer Vergewaltigung zeigen:
Ich bin stark.
Ich bestimme über die Frau.
Ich kann der Frau weh tun, wenn ich das will.
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Vorurteil: "Frauen sind oft selbst daran schuld."
Das stimmt nicht!
Jeder Mensch hat das Recht darauf, Nein zu sagen.
Egal wo. Egal wann.
Auch wenn die Frau den Täter erst geküsst hat.
Oder wenn sie schon einmal Sex mit ihm hatte.
Sie kann immer Nein sagen.
Bei einer Vergewaltigung wird dieses Recht nicht ernst genommen.
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Der Mann verletzt die Frau.
Er allein hat Schuld.
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